In dem Buch "Anna Hess. Briefe einer jüdischen Hamburgerin an ihre Tochter in Buenos Aires von 1937 bis 1943" habe ich einen Auszug der 163 erhaltenen Briefe meiner Ur-Großmutter Anna Hess veröffentlicht. Sie schrieb an ihre nach Buenos Aires emigrierte Tochter Martha, bis sie 1943 selbst ihre Reise nach Theresienstadt antreten musste. „Was viele können will ich auch können“ schrieb die 88-jährige, in ihrem letzten Brief. Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, klarerweise in Tränen, dachte ich, diese Einstellung will ich auch. So will ich leben.
Heute erleben wir Migrationsstöme von riesigen Ausmaßen und keiner kann es wirklich verstehen, zu Ende denken und manch einer lebt sein Leben weiter, als wäre nichts. Ich kann mir gut vorstellen, daß es damals nicht viel anders war.
Anna Hess war eine Ikone in unserer Familie, und zugleich die offene Wunde. Es war der größte Wunsch meines Vaters, diese Briefe zu veröffentlichen.
Diese Briefe wurden letztendlich über dreißig Jahre zu meinem Projekt. Mein Vater diktierte in Lausanne die in Kurrent verfassten Briefe auf Kassette, ich tippte sie in Hamburg ab.
Wir machten uns auf die lange Suche nach einem Verlag. Leider hat er es nicht mehr erlebt. Erst dank der Ära facebook, entstand der Kontakt zu Andreas v. Stedman, der von dem Stoff sofort hingerissen war und so entstand das Buch.
In dem Buch "Und meine Hoffnungen machen täglich die Reisen" habe ich die Briefe in eine Familiengschichte überarbeitet. Dieses sowohl als Schulbuch wie als Lektüre für Eltern und ihre Kinder.